Mein größter Wunsch

„…ich möchte wieder hören können…!“
Martin Weitgasser Bericht von Major CSLI Martin Weitgasser
Delegierter der Lazarus Union für die Philippinen

Vor längerer Zeit lernte ich im Internet eine junge Frau mit dem Namen Annie Berago, lebend auf den Philippinen kennen. Beim Chatten fiel mir noch eine zweite junge Dame auf, die im Hintergrund vorbeiging. Das war Ihre Schwester Mary-Rose. Während unseres Gespräches erfuhr ich, dass Ihre Schwester taub ist. Der Grund dafür war, dass ihr als kleines Kind ein anderes Mädchen mit Stäben in die Ohren gestochen hat! Ich habe dann gesagt, ich kann die beiden ja mal besuchen, wenn ich auf den Philippinen bin und Annie bejahte freudig.

Also tat ich das auch und plante den Aufenthalt von zwei Tagen bei meiner Reise im Oktober 2014 mit ein. Es war sehr, sehr schön und die Familie – Annie, Mary-Rose, Annies Ehemann und die beiden Kinder, sowie die dritte Schwester May-Ann waren sehr nett und offenherzig. Nach diesen beiden Tagen auf dem Weg zum Flughafen steckten wir leider im Stau fest und dadurch verpasste ich mein Flugzeug! Zum Glück nur ein Inlandsflug……aber ich fragte, wo die nächste Shoppingmall ist, damit wir mal aus dem Verkehr rauskommen und uns Stärken können, bevor wir wieder zurückfahren! Da der Weg schon über zwei Stunden dauern kann!

In der Mall habe ich dann einen Geschäft entdeckt, auf dem Hearing Aid Company stand und habe Mary Rose sofort hineingeführt, damit sie einen Test machen kann und wir sehen, ob man da nicht noch etwas für die junge Frau machen kann. Immerhin hat die Familie nicht viel Geld und Mary hilft viel im Haushalt mit und massiert ältere Damen in der näheren Umgebung, damit ein kleines Zusatzeinkommen ins Haus kommt.

Die Professionistin hat Mary Rose die Ohrstöpsel eingestellt und mit siehe da…..Mary Rose konnte hören!!!! Ihren Schwestern sind Tränen über die Wangen gelaufen und Mary Rose war außer sich vor Freude.

Ab diesem Zeitpunkt stand mein Entschluss fest, dieser Frau zu helfen. Auch wenn es ein paar Hundert Euro kosten sollte. Für mich wäre es in etwa ein Urlaubsgeld – Mary Rose könnte sich diesen Betrag unter gegebenen Umständen vermutlich ihr Leben lang nicht leisten.

Zu meiner Ernüchterung musste ich auf Anfrage feststellen, dass die Preise für Hörgeräte dieses Typs, denn Mary Rose braucht, doch relativ teuer sind. In diesem Fall rund 800,- Euro pro Stück = 1600,- Euro für beide Ohren! Ich habe eher mit so rund 500,- bis 800,- Euro gerechnet. Sei es drum….mein Entschluss blieb bestehen. „Da muss doch noch was zu machen sein!“

Zurück in Österreich machte ich mich gleich auf die Suche nach besagten Geräten und war auf dem gleichen Punkt wie zuvor – Preis war bei uns der gleiche. Außer ich bekomme einen Zuschuss von der Krankenkasse, was in diesem Fall ja nicht funktioniert. Gebrauchte Geräte waren auch nicht zu finden…………doch da ergab es sich, dass bei einem kleineren Familienessen das Gespräch auf die Hörgeräte kam. Meine Tante daraufhin: „Wieso sagst du das nicht gleich, ich habe eh drei Hörgeräte daheim, die kannst ihr schicken!“ Ich nahm das Angebot mit Hoffnung und Freude an, holte die Geräte ab und schickte Ihr diese.

Leider waren die Hörgeräte bis auf eines für sie unbrauchbar. Und mit dem einen konnte sie leise Töne wahrnehmen. Das war mir natürlich zu wenig. (Wenn ich einen Fernseher haben will, gebe ich mich ja auch nicht mit einem Radio zufrieden, weil der auch Töne spielt!)

Also weitergeforscht…………

Und dann ist mir eingefallen, dass mein guter Freund Wolfgang Steinhardt auch ein Hörgerät besitzt und da dachte ich mir, ich werde ihn einfach fragen. Wenn man mit so Dingen zu tun hat, kennt man ja auch meistens andere Leute oder Geschäfte, etc. und zu fragen kostet nix.

Bei der nächsten Veranstaltung des CSLI im Heeresgeschichtlichen Museum im Arsenal erzählte ich ihm die Story mit der Frage und Bitte um Hilfe oder Unterstützung in dieser Angelegenheit.

Hilfsbereit wie er ist hat er natürlich gleich zugesagt und mich gebeten, ihm ein Mail mit der Geschichte dieser jungen Frau, ihrem Audiogramm und dem vorgeschlagenen Hörgerätemodell (Phonak Naida Q-30) zu senden . Er wird das dann bei seinem nächsten Termin beim Hörakustiker ansprechen.

Doch am nächsten Morgen rief er mich an und teilte mir eine Planänderung seinerseits mit……Er fand mein Mail so toll, dass er es gleich an seine Mail angeheftet hat und sandte beides gleich direkt an die Managementebene der Firma Neuroth mit der Bitte um Hilfe und gleichzeitigem Vorschlag der Bekanntmachung und Werbung auf der Homepage des CSLI mit über 60.000 Zugriffen im Monat. Hier nochmals mein bester Dank an Dich, Wolfgang.

Eine Woche später wieder ein Anruf von Wolfgang…die Firma Neuroth hat sich von unserem Mail sehr angesprochen gefühlt und möchte der jungen Frau helfen.

Neuroth stellt zwei Hörgeräte Phonak Naida Q-30 (inkl. Setup für alle Audioeinstellungen) gratis zur Verfügung!!!

Ich war echt sprachlos und konnte es nicht fassen! Das es so Firmen noch gibt, glaubt man ja gar nicht. Respekt und die allerbesten Wünsche, Grüße und Dank an diese österreichische Firma in Familienbesitz.

Nach diesen wunderbaren Neuigkeiten beschloss ich trotzdem, Mary Rose nichts davon zu erzählen, weil ich sie damit überraschen wollte, wenn ich sie das nächste Mal besuche. Und der Besuch war ja schon geplant.

Zwei Wochen vor dem Flug habe ich mich mit Wolfgang Steinhardt getroffen und wir haben gemeinsam die Hörgeräte abgeholt.

Im Geschäft wurde seine Bitte, bezüglich der Werbung Fotos zu machen freundlich abgelehnt, da die Firmenleitung das nicht so Publik machen möchte und die junge Dame einfach die Dinger nehmen und glücklich sein möge. (!)

Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass die beiden Geräte, die da lagen jedoch eines anderen Gerätetyps entsprachen! Und zwar dem Typ Phonak Naida Q-90 !!! Ich war angenehm überrascht und fragte, ob dies eh richtig sei, weil ja der Typ Q30 zugesagt war. Der Herr Techniker raunte, Er weiß nicht, was wir der Geschäftsleitung geschrieben haben, aber wenn sie uns schon die beiden Geräte im Wert von mehreren 1000,- Euro schenkt, sollen wir sie nehmen und keine Fragen stellen. Wir bekamen auch noch ein Gerät „TV-link“ geschenkt, welches man mit dem Fernseher verbindet. Das Gerät sendet dann direkt an ein anderes, dass man sich umhängt und dieses verbindet sich mit den Hörgeräte oder auch einem Mobiltelefon.

Weiters hat mir Wolfgang auch noch einen Jahresvorrat an Batterien zukommen lassen.

Im Juni 2015 bin ich nun auf die Philippinen gereist. Im Gepäck die beiden Hörgeräte, den TV-link und die Batterien.

Annie hat mich an einer ausgemachten Stelle abgeholt und wir sind zu Ihnen nach Hause. Als Mary Rose gesehen hat, dass ich da bin, war die Freude natürlich riesengroß. Sie hat mich umarmt und gedrückt …aber sie wusste ja nicht, was ich noch dabei habe……

……etwas später stehen wir vor der Haustüre, weil das Licht besser ist als drinnen und ich ziehe die „Geschenke“ aus der Tasche und überreiche diese an Mary Rose.

Sie konnte es gar nicht glauben, hat die Hände zusammen geschlagen, Tränen der Freude und Rührung liefen über Ihre Wangen und man hat gemerkt, dass sie nicht wusste, ob das nicht vielleicht ein Traum ist.

—–Apropos Traum….als ich sie im Oktober des Vorjahres fragte, was denn der größte Wunsch in Ihrem Leben sei, antwortete Sie: Mein größter Wunsch ist, wieder hören zu können! —–

Sie drückte mich und war ausser sich vor Freude. Hier der link zum Video, dass im Beisein ihrer Schwester und Mutter angefertigt wurde: (Weiters noch ein Video wo sie die neuen Hörgeräte trägt und eines wo das Kind ihrer Schwester mit ihr das Sprechen übt – mehr oder weniger erfolgreich – unbedingt bis zum Schluss anschauen.)

1)    Übergabe der Hörgeräte

2)    Die Hörgeräte arbeiten gut…

3)    The first lesson done by „young“ teacher…

Ich hoffe, dass jedem das Ansehen der Videos Freude bereitet.

Ich kann nur sagen, dass man die Freude von Mary Rose gar nicht in Worte fassen kann.

Sie trägt Ihre beiden Hörgeräte mit Freude und Stolz und ist sehr bemüht, sich nun auch sprachlich ausdrücken zu können.

Ich möchte mich nochmals tausendmal bei der Firma Neuroth für die rasche und unkomplizierte massive Hilfe bedanken. Möge es hundertfach vergolten werden. Und natürlich auch meine allerherzlichen Dank an Wolfgang Steinhardt und das CSLI  für die Hilfe und alles andere.

Für mich ist es ja leider noch nicht getan…..denn nun geht Mary Rose in die Schule, um das Sprechen zu lernen.

Dafür muss Sie eine spezielle Software kaufen, genannt L.A.M.P.!

http://www.aacandautism.com/lamp – Kostenpunkt: 300,- Dollar. Wird zum Glück durch 5 (Schüler) geteilt = ca. 60,- Euro

Natürlich ist das Programm nur kompatibel mit einem Apple iPad – Kostenpunkt: gebraucht, ca. 160,- Euro

Schulkosten: ca. 120,- Euro/Monat

Dadurch fallen dieses Monat Kosten von rund 340,- Euro an. Zum Glück sind es dann „nur“ mehr die Schulkosten in weiterer Folge.

Ich spiele mich außerdem mit dem Gedanken, Mary Rose (und falls möglich, auch Ihre Schwester Annie) kommendes Jahr nach Österreich einzuladen. Sie kann sich dann direkt bei der Firma Neuroth für die Hilfe bedanken und auch das Werk kennen lernen.

Vielleicht gäbe es die Möglichkeit mit Hilfe der Lazarus Union eine einfachere Form der Einladung zu finden als man es als einfache Privatperson tun kann!

Ich hoffe, mein Bericht ist aussagekräftig genug und hoffe auch weiterhin Menschen, die es brauchen, helfen zu können.

Hoffe, die Welt für uns alle ein kleines bisserl schöner zu machen und die Menschen hier im „reichen“ Europa/Österreich zu lehren, das gute und einfache Leben, welches wir hier haben wieder schätzen zu lernen und nicht einfach hinzunehmen und nur mit „interessiert mich nicht“ und „ist nicht mein Problem“ Floskeln herum zu schmeissen.

Vielen Dank von mir und im Besonderen von Mary-Rose und Ihrer Familie für die tatkräftige Unterstützung und Hilfe.

Mit allerbesten Grüßen
Major CSLI Martin Weitgasser
Delegate of the Lazarus Union for the Philippines

Hier einige Bilder zum Bericht:

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