Eine Kreuzfahrt, der Corona-Virus
und die Evakuierung in Dubai
Ein Bericht von Markus Sell, Hauptmann CSLI
Der Dienstalltag auf hoher See in Corona-Zeiten und der ungeplante Reiseabbruch in den Emiraten verschmolzen zu einer aufregenden Melange, als im März 2020 Senior Commander CSLI NC Dr. Thomas Draxler wieder einen Auftrag auf einem Kreuzfahrtschiff als „Edutainer“ antrat. Seine Aufgabe war es, den ca. 2000 Gästen Wissen in den Segmenten Gesundheit und Prävention zu vermitteln. Geplant war die Reise vom 02. bis 27.März 2020 mit den Destinationen Mauritius, La Reunion, Seychellen, Oman, Jordanien, Israel, Zypern und dem Ziel Heraklion in Griechenland. Das vorzeitige Reiseende neun Tage vor Erreichen des Zielhafens war der allgegenwärtigen Corona-Pandemie geschuldet.
Dr.Draxler, zweiter von rechts
Mit einem Tag Verspätung, da eine Drohne auf dem Frankfurter Flughafen gesichtet wurde, ging SCMDR Draxler in Port Louis auf Mauritius an Bord und holte sich die Uniformtrageerlaubnis des Kapitäns ein. Die Fiebermessung der Behörden ergab grünes Licht zur Abfahrt. Nach einem Stopp auf La Reunion und zwei Tagen auf den Seychellen, wo 1100 Gäste ihre Reise beendeten und 1100 neue Passagiere an Bord gingen, war mit insgesamt ca. 2500 Personen an Bord das Schiff voll besetzt. Corona-Krise sorgt für zahlreiche Hafenschließungen. Die Behörden auf den Seychellen veranlassten nun eine Ausgangssperre und niemand durfte das Schiff verlassen.
Daraufhin entschied der Kapitän, die Reise nach Salalah in den Oman fortzusetzen. Auch der dortige Hafen wurde aufgrund der aktuellen Corona-Lage geschlossen und so steuerte das Kreuzfahrtschiff in Richtung Ägypten und Jordanien. Als die Absagen zum dortigen Anlegen auf der Brücke ankamen, wurde abermals die Route in Richtung Muskat geändert. Es musste unbedingt ein Hafen zum Bunkern von Treibstoff und Lebensmittelvorräten gefunden werden. Da auch in Muskat kein Ankerplatz zur Verfügung gestellt wurde, entschied der Kapitän, Dubai anzusteuern. Die Deutsche Botschaft, der Scheich von Dubai und die Reederei traten in Verhandlungen, mit dem Ergebnis, dass das Schiff nach einem Tag auf Reede einen Ankerplatz erhielt und Treibstoff aufgenommen werden konnte.
Es wurde die Entscheidung getroffen alle Gäste zu evakuieren und die Heimflüge zu organisieren. Das erste Kontingent von 400 Gästen wurde zum Flughafen gefahren. Am Abend wurden allerdings wieder 160 von ihnen auf das Schiff zurückgeschickt. In den nächsten Tagen konnten alle Gäste auf verschiedenen Flugrouten Dubai verlassen – teils über Großbritannien mit Zwischenübernachtung. Wäre dies alles nicht möglich gewesen, hätte der Notfall-Fahrplan nach Hamburg gegriffen, um die Passagiere dort auszuschiffen.
Die gesamte Crew mit ihrem Kapitän verhielt sich vorbildlich und konnte den Stimmungsschwankungen und Unsicherheiten an Bord professionell begegnen. Dr. Thomas Draxler erweiterte seine geplanten komplementärmedizinischen Vorträge um die Themen Immunsystem und die Begegnung mit Angst und Unsicherheit. Auch hatte er die Gelegenheit, im voll besetzten Bordtheater die Arbeit der Lazarus Union in einem Vortrag zu präsentieren.
Der Einsatz von Kamerad Thomas endete am 18.03.2020 und der nächste Auftrag wurde ihm von der Reederei bereits wieder erteilt.
Markus Sell, Hauptmann CSLI